In der Tradition des Christentums "wird der Teufel als Verfasser der Lügen und die Ursache des Bösen in der Welt stigmatisiert. Er geistert auf der Erde herum und wirkt auf Menschen und die Welt ein, etwa, indem er Lügen sagen lässt oder Unheil verursacht". So steht’s nicht im Brockhaus, sondern auf Wikipedia, Suchbegriff: "Teufel". In Michael Stavaric' Roman Magma ist das Böse ein Zoohändler und erzählt aus seinem Leben.

Ein namenloser Zoohändler als Erzähler! Wasser darf er nicht berühren, sonst geschieht Fürchterliches. Immer und überall auf der Welt. War schon immer so, wird sich auch nicht ändern. Manchmal fühle er sich müde oder zu alt. Oder missverstanden. Nur nicht von Bruno, seinem Goldhamster, dem er einst im Treppenhaus das Leben gerettet hat, denn der hört immer zu. Der Zoohändler hält innere Monologe, spricht mit Bruno und deutet später seiner Angestellten Zsusza an, dass er von Beginn der Zeitrechnung an seine Finger mit im Spiel gehabt hat. Stets war er dabei, als Welt ihren Lauf nahm: Bei Katastrophen, Kriegen, Vulkanausbrüchen und Umstürzen.

Mal entwirft er schnelle, geschichtliche Abrisse, mal kurze Anekdoten über nahestehende Personen. Die kurzen Abschnitte aus seiner Gegenwart als offenbar gelangweilter Ladenbesitzer werden durch langatmige Verweise auf Vergangenes und geschichtlich Relevantes unterbrochen. Sein eigentliches Element ist alles, was wir Sünde, Zerstörung, kurz: das Böse nennen.

Der Autor Michael Stavaric ist kein Mann des Understatements. Er entwirft seine Anzüge selbst, kreist in seinen Büchern mehr um die Frage des Schreibstils als um die durchgängige Erzählstruktur. Im Erstling stillborn und in Terminifera reizte er die Grenzen des Narrativen bereits deutlich aus. Sprachliche Elektrizität stand immer im Vordergrund. In Magma kommt nun ein weiteres Stilmittel hinzu: Eklektizismus.

Gibt man bei Wikipedia und der Deutschen Enzyklopädie die Begriffe "Titanic", "1855", "Achille Lauro", "Robert Flegel", "Vulkanausbrüche und Katastrophen", "Hilarius Jost" oder "Futility" ein, erscheinen wie durch böse Zauberhand Romanbruchstücke aus Stavaric’ Werk. Manchmal im Wortlaut, manchmal ohne den lapsen Erzählstil des Autors. Will da jemand ein böses Spiel treiben?

Das Sprachspiel, sonst eine von Stavaric’ Stärken, bleibt ohnedies in Magma auf der Strecke. Der Leser muss sich ab der ersten Seite an das Sprunghafte und Kurzangeschnittene gewöhnen. Ebenso an die schwerfällige Sprache. Trocken und schnodderig beschreibt er Szenen vom Untergang der Titanic oder der unterschiedlichen Verwendung von Gas.

Die zähflüssige Aneinanderreihung alter Seemannshantys, zerstückelter Zitatfetzen aus Literatur, Bibel, Umgangssprache und Geschichte wirkt dröge, stellenweise konzeptlos. Dass jetzt bloß keiner mit Joyce kommt! Sich für Romane bei Tageszeitungen, griechischer Mythologie, Alltagssituationen und Gesprächsfetzen zu bedienen, ist eine Frage des Stils.